Hanak, Anton: Brief an Hermann Ubell. Wien, 17.8.1917
Hochwolgeboren Herrn Doktor Hermann Ubel
Direktor des Landes Museum in Linz.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Ihren Brief habe ich etwas verspätet er=
halten, da ich so zwischen Kurgebrauch
und arbeiten pendle. Jetzt geht es drun=
ter und drüber am 1. September sollen
wir eine Propaganda Kunstausstellung in
Stockholm eröffenen. Veranstalter das
K. K. Ministerium des Aussern
~~ .
Klimtgruppe
~~ Klingt das
nicht wie eine neue Zeitrichtung ~~
sind das nicht ganz neue Missionen?
Früher die modernen Kunstgruppen als
etwas geduldetes
bizarres ~
fürs Lachkabinet reifes ~ jetzt die
Offenbarung des Geistes Österreiches

ein Dokument der Kultur ~~~~ .
Mir dem alten Brumbär und Eitelkeitsveräch
ter wird es jetzt ängstlich
den jetzt müs=
sen wir vor ein ganz anderes Forum treten,
als früher vielleicht zum ersten mal
seit langen Jahren vor den Menschen.
All die Spielereien der Maler wie Bildhauer
erscheinen mir als eine Anklage
~~ .
Müssten wir immer so malen wie die in Paris
oder London ~~ müssten wir den Rummel
der modernen Kunstgallerien mitmachen.
Wie viel haben wir versäumt
sind unseren
Mittmenschen schuldig geblieben. ~~ .
Die ganze Kunstrichtung hat sich in den letzen
Jahren um das Weib
und den Beifall ~
gedreht und der reine Mensch ~~
das überirdische Ziel
beides war ver
bannt. Vom Meister nicht mehr zu reden ~ .
Es giebt keinen die Menschheit braucht
keinen. Alles war vollwertig was einen eroti=
schen Anstrich hatte
alles vollwertig
was dilletantenhaft empfunden wieder
gegeben war.
AH~~