Grillparzer, Franz: Brief an Johann Joseph Wenzel Radetzky von Radetz. Wien, 5.5.1850

J. N. 81. 1 Eure Exzellenz Das verehrte Schreiben Eurer Exzellung vom 25' April dich in Begleitung des herrlichen Geschinkes von der Ihrer Führung. unvertrauten italienischen Armen hat mich zugleich erhoben und beschämt. Erhoben durch den Gedanken, daß mein geringes Wirken in den jüngst verfloßenen Verhängnißvollen Jahren noch immer in dem Andenken so heldenmüthiger Krieger lebt; aber auch beschämt; weil die Begeisterung zu jenem Vielbe­sprochenen Siegesgesang wohl von der italienischen Armen ausgieng, ich aber keine Ahnung hatte, daß sie wieder auf die Armen zurückwirken werde. Da jedoch das meiste Gute das uns im Leben zu Theil wird, in keinem Verhältniß zu unserm Verdienste steht, so will ich nur Geschunck und Aner­kennung wie eine Gabe von Oben hinnehmen, und mich der Freude überlassen, meine Pflicht als Mensch und Staatsbür her gethan, und mit den Resten eines im Abnehmen be­griffenen Talentes Heldenherzen erguickt zu haben, deren unbezwungenem Muthe nicht nur unser Vaterland, sondern