Abschrift des Schreibens an den Feldmarschall Radetzky.

Das verehrte Schreiben Eurer Exzellenz vom 25 April d.J., in Begleitung des herrlichen Geschenkes von der Ihrer Führung anver= trauten italienischen Armee, hat mich zugleich erhoben und beschämt. Erhoben: durch den Gedanken, daß mein geringes Wirken in der jüngst= verfloßenen verhängnisvollen Zeit noch imer in dem Andenken so heldenmüthiger Krieger lebt; aber auch beschämt: weil die Begeiste= rung zu jenen vielbesprochenen Siegesgesang wohl von der italieni= sehen Armee ausgieng, ich aber keine Ahnung hatte, daß sie wieder auf die Armee zurückwir^en werde. Da jedoch das meiste meiste Gute das uns im Leben geschieht in keinem Verhältniße zu unserm Verdien^ ste steht, so will ich nur Geschenk u. Anerkennung wie eine Gabe von Oben hinnehmen und mich der Freude überlassen, meine Pflicht als Mensch u. Staatsbürger gethan, und mit den Resten eines im ^bnehmen begriffenen Talentes Heldenherzen erquickt zu haben, deren unbezwungenem Muthe nicht nur unser Vaterland, sondern villeicht das ganze gebildete Europa seine Rettung vor den Gräueln des Um= Sturzes u. der Barbarei verdankt.

So wie der Sieg, mit Hecht, den Namen des Feldherrn trägt, so möge c<.uch mein Dank in dessen Hände niedergelegt seyn.

Mit dem innigsten Ausdrucke der Ehrfurcht u. Bewunderung

Euer Exzellenz

dankbarst ergebener Franz Grillparzer