Grillparzer, Franz: Brief an Vinzenz Schlechta. Wien, 4.3.1854

1 Wien am 4te März 854 Verehrter Herr General. Ich erlaube mir, Ihnen, wieder mit einem Briefe lästig zu fallen, obwohl Sie mich auf meinen frühern mit keiner schriftlichen Antwort erfreut haben. Aber Sie haben etwas beßeres gethan. Sie haben sich um meinen Neffen thätig angenommen, wofür ich Ihnen hiemit meinen herrlichen Dank abstatte. Ich liebe die Menschen, die helfen, statt Briefe zu schreiben. Die Voranlaßung meines gegenwärtigen ist villeicht eine Absurdität, die aber nicht mir zur Last fällt, sondern meinem Neffen. Der junge Mensch bildet sich nämlich ein, daß bei dem bevorstehenden Ausmarch des ersten Battallions seiner Rege mentes, das dritte Battallion zur Errichtung kommen werde, und dabei einige Offizierstellen besetzt werden müßten. Auf eine dieser Stellen hat er seine bescheidene Absicht gerichtet. Ich weiß, wie gesagt, nicht, ob sich das alles so verhält, wenn es aber der Fall wäre, so gienge meine Bitte dahin, daß Sie, verehr­ter Herr General, ihm Ihre ohne Zweifel entscheidende Unter­stützung zu Theil werden ließen. Mein Neffe hat sich, nach dem Zeugniße seines damaligen Hauptmannes, während des letzten Krieges in Ungarn und Italien 6.