Grillparzer, Franz: Brief an Katharina Fröhlich. Berlin, 9.9.1826

JN 80030 Berlia am 9 Septbr. 826 Gott sey Dank, ich haben mich kein barbieren in den Finger geschnitten, so zwar, daß sobschon die Wunde eigentlich nicht todesgefährlich ist) ich die Feder nur mit 2 Fingern halten kann und daher vernünftigerweise von mir nicht zu verlangen ist, daß ich irgend briefe schreiben sollte. Meine Nachrichten werden daher sparsam und kurz seyn, etwa wie folgende. Ich bin seit Mittwoch in Berlin, mungire mich, befinde mich übrigens ganz wohl. Es regnet fast unaufhörlich, die Stadt ist groß, das Pflaster schlecht, meine Geduld klein. Ich spüre ein kleines Bischen Heinweh, schänen mich aber, es zu sagen. Montags wird die Sonntung zum erstenmalen wieder auftreten ich habe durch Protekzion einen Platz erhalten. Alles ist gespannt man fürchtet 2 Partheien, da viele ihr das angenomm­meine Engagement in Paris übel nehmen. Ich war in der ge­man gab den Maurer. Beder ist kein Tenorist, er hat eine Weiben­stimme, Stimmer ist beschränkt, die Seidler war sehr gut eine 2t Singerin Mad. Valentini könnte allenfalls in Wien eine 1 te abgeben, die Chöre u sind in Wien besser. Meine Reise geht zu schnellen die vielen Gegen­stände drücken mich, ich bin nicht immer vollkommen Herr meiner selbst. das verdrießt mich. Ich werde mich in Berlin villeicht etwas länger aufhalten, als ich anfangs beabsichtigte, dafür aber nicht nach Hemburg gehen, und also doch den swöchentlichen Terminner Reise nicht um viel überschreiten. Das Schreiben wird mir allzu sauer. Lebe wohl, mein Kind und geüßen die Schwesteren. Grillparzer 49