Grillparzer, Franz: Brief an Joseph Wenzel von Radetzky. o.O., o.D.
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I.N. 228659 Anfang Mar! 1852. das verehrte Schreiben Eurer Expellung vom 25 April d. J., in Begleitung des herrlichen Geschenkes von der Ihrer Führung unvertrauten italienischen Armen hat mich zugleich erhoben und beschämt. Erhoben: durch den Gedanken, daß mein geringes Wirken in der jenigst verfloßenen Verhängnis vollen Zeit noch immer in dem Andenken so helden müthiger Krieger lebt; aber auch beschämt; weil die Begeisterung zu jenem viel besprochenen Siegesgefang wohl von der italienischen Armen ausgieng, ich aber keine Ahnung hatte daß sie wieder auf die Armen zurükwirken werde. Da jedoch das menste meiste Gute das uns im Leben ge­schieht in keinem Verhältniße zu unseren Verdienste steht, so will ich mir Geschenk und Anerkennung wie eine Gabe von Aben einnehmen und mich der Freude über­lassen meine Pflicht als Mensch und Staatsbürger ge­than, und mit den Resten eines im Abnehmen begrif­fenen Talenter Heldenherzen ergunkt zu haben deren unbezwungenen Muthe nicht nur unser Vater­land, sondern villeicht das ganze gebildete Europa­seine Rettung vor den Gräneln des Umsturzes un der Barbarei verdankt. So wie der Sieg, mit Recht, den Namen des Feldherre tragt, so möge auch mein Dank in dessen Hände niedergelegt seyn. Mit dem innigsten Ausdrucke der Ehrfurcht und Bo würderung Eieren Exz olleg dankbarst ergebener Franz Grillparzer