Bahr, Hermann: Brief an Leontine Speidel. München, 19.1.1932
München Barerstr. 50
19. Januar 32
Sehr verehrtes liebes Fräulein,
empfangen Sie meinen herzlichsten
und innigsten Dank für Ihre
lieben Zeilen, sie trösten mich
sehr und ich brauche Trost: meine
Sehkraft ist geschwächt, mir
droht Erblindung, überdies
bin ich fast taub, ich muß
mich im Verkehr mit Freunden
eines Hörrohrs bedienen, was
auch nicht sehr angenehm ist.
Doch ich sage mir, in solchen
Prüfungen bewährt sich erst,
was man ertragen kann.
Herzlichst dankt
ihr getreuer
Hermann Bahr