Bahr, Hermann: Brief an Richard Specht. o.O., 24.5.1914
24. 5. 14
Lieber Richard Specht!
Meine Frau hat vor drei Wochen, unter Strauß, die Klytemnästra
gesungen, in München, und singt sie dort am 4. Juni
wieder. Das ist für uns Straußfeier genug. Da Gregor
keine Sehnsucht nach ihrer Klytemnästra zu haben scheint, hat
sie keinen Grund, sie ihm aufzudrängen, und muß sich
jede "Intervention" höflichst verbitten. Die Zumutung gar,
einem so tüchtigen Geschäftsmann noch ein Geldgeschenk
zu machen, ist ,entschuldigen Sie!, drollig. Wir hoffen am
5. Juni an den Lido reisen zu können.
Wegen des "Plagiats" seien Sie unbesorgt! Allerdings finden
sich, wenn man sagt: "Wie schön die Sonne scheint!", immer
Leute, die schreien: "Das hat der Kerl doch von mir!"
Zu Weingartner wünsche gute Verdauung!
Mit den schönsten Grüßen von uns Bei-
den an Sie Beide
Hermann Bahr