Bahr, Hermann: Postkarte an Franz Karl Ginzkey. München, 27.2.1924
München Barerstr 50
27. 2. 24
Sehr verehrter lieber Herr Kollege!
Herzlichsten Dank für Ihre lieben Zeilen! Und selt=
sam ist es: ich hatte mein Versprechen, Feuchters=
leben betreffend, total vergessen, bis es mir
plötzlich gestern einfiel, vielleicht genau zur
nemlichen Zeit, als Sie mir schrieben - „Wirkung
in die Ferne” nennt man das. Nun hoff ich
wirklich, obwohl bis über die Ohren in Arbeit,
lauter Kleinarbeit, Tagesarbeit, die drei gewünsch=
ten Seiten bis Ostern schicken zu können. Den
Stifterband aber, der reiflich überlegt sein will,
kann ich, da ich zu Ostern fort will, nachher nach
Linz und auf ein paar Tage nach Wien soll, vor
Ende Juni nicht versprechen. Hatˋs so lang Zeit, so
sag ich mit großer Freude zu. Es ist überflüssig, mir
eine Stifterausgabe zu senden: ich schreibe einfach die
Titel und wo sich die Stücke im Insel = Stifter finden.
Auf Ihr verheißenes Buch freu ich mich sehr,
jener Erzählung auf dem Zistelweg dankbar mich
erinnernd. Herzlichst, mit der Bitte, mich der ver=
ehrten gnädigen Frau bestens zu empfehlen,
Ihr alter Hermann Bahr