Bolin, Wilhelm: Brief an Margarete Jodl. Helsingfors, 19.12.1919
Hf. 9 Fabriksgatan, 1919
Frt. 19 December
Liebe innigverehrte Freundin.
Die Tage fliegen, zumal wenn sie kurz und
ohne Helligkeit sind. Bereits ein voller Monat seit
Empfang Ihres ausführl. Briefes Anf. Nov. wofür
eine Karte umgehend dankte. Heut erst kommt
es zu dem damals zugesagten Briefe meinerseits
Sie wünschen meine Auffassung von der gegenwärtigen
Sachlage u. bemerken zugleich sehr richtig, dass sol-
ches schwerlich mit voller Unbefangenheit statthaben
könne, obwohl Sie zugleich annehmen, mein
Denken diesenfalls werde in der Richtung liegen,
wie sie unserem Einzigen gehören würde. In seiner
Ethik sagt er einmal, wir könnten die einwir-
kenden Motive u. beeinflussenden Umstände, die ei-
nen Verbrecher zu dem was er geworden, gemacht
ganz gut verstehen, ohne deshalb ihm das Verbrechen
und die Verantwortung dafür abzusprechen. Genau
so denke ich über die Pickelhäubler und deren
Erhoffe das beste Resultat von den geplanten Vorträgen.