Bolin, Wilhelm: Brief an Margarete Jodl. o.O., 10.10.1919
Hf. 9 Fabriksgatan. Oktob. 10, 1919
Liebe, innigverehrte Freundin
Für ausführlichen Brief aus Reichenhall
dankte meine Karte v. 30 Sptb. Wird Sie hoffentlich
erreicht haben. Für uns bleibt nur Abwarten. Es
hätte vielleicht bei anderer Verfügung meinerseits ver-
mieden werden können, wenn damals bessere Zustände
gewaltet. Aber daran fehlte es, genau wie gegenwärtig.
Daher schien mir stilles Zuwarten richtiger.
Inzwischen erbaue ich mich andauernd an den
Schriften unseres Einzigen, namentl. an der Gesch.
d. Ethik, deren 1r Bd. einer Neuaufl. entgegen
geht; der 2e wird bald folgen. Diesen betreffend eine
Einlage an den Namensvetter, dem Sie selbige gele-
gentlich zu Händen geben.
Verstimmung behauptet sich in aller Härte. Ein-
zige Erleichterung im Verlass auf die Ueberlegenheit
des Menschengeistes, der in seinen Bestrebungen wohl
gehemmt, aber nicht überwältigt wird. Gegen