Bolin, Wilhelm: Postkarte an Margarete Jodl. Helsingfors, 2.7.1920
Hf. 9 Fabriksgatan. Frt. 2 Juli. 1920.
Für Junibrief aus Wien zu danken, liess ich
mir Zeit, weil nichts Dringendes vorlag. Ge-
stern kam Cottabuch, das sofort in An=
griff genommen. Augenblicklich bis Ueber=
siedelung nach Prag gelangt. Leistung
überragt alle Erwartung: Hauptei[n]druck
bleibt vorwaltend. Einzigartig harmo=
nisch gestaltete Persönlichkeit. Es ist
eben unser Einziger. Bei allem Unwillen
und allen Ränken, die gegen ihn losgelas-
sen wurden, bleib Er sich treu und kam
nicht aus dem Gleichgewicht. Neidlos
freue ich mich über das Glück, das im
Leben mit einer solchen Persönlichkeit
der treuen Sache vergönnt gewesen, der es
nun obgelegen darüber zu berichten. Das
muss den schmerzlichen Verzicht auf
das Nichtmehrvergönnte erleichtern. Ue-
berwinden lässt sich derlei nicht. Naturl.
kommt zugesagter Briefbescheid. Aber dazu
mehrmaliges Durchlesen erforderlich, wozu
hoffentl. ausreicht die Kraft die noch be-
schieden ist
Ihrem altgetreu[en]
W. Bolin