ALBAN BERG p. A. NAHOWSKI
TRAHÜTTEN STEIERMARK
POST: DEUTSCH-LANDSBERG
A./D. GRAZ - KÖFLACHER - BAHN
5./VIII. 15 Du glaubst nicht, mein lieber Freund, wie
mich Dein Brief gefreut hat. In diesen 3-4
letzten Wochen die erste ausführlichere Nachricht über
Dich und Schönberg. Der Tag am Semmering muß herrlich gewesen sein!
Ich wollte auch hinauf kommen, schrieb es auch Schönberg. Leider er-
fuhr ich in der Zeit wo Schönberg noch oben war, nichts u. erst als seine Abreise
bestimmt war, schrieb mir Stein davon, so daß es für mich zu spät war und
ich um die Freude kam Schönberg am Semmering zu sehn. (Das war Montag)
Donnerstag, (so schrieb Stein), also heute, fährt Schönberg nach Berlin. Um ihn noch we=
nigstens kurz zu sehn, wollte ich Dienstag auf 1, 2 Tage nach Wien fahren.
Da ereignete sich hier folgendes Unerhörtes!: Wir, d.h , die Angehörigen
meiner Frau u ich wurden wegen -- Spionageverdacht angezeigt.
Seit einem Jahr circa befindet sich hier ein Hotel. Aus Langeweile machen die
Sommerfrischler geistreiche Beobachtungen z. Bsp. Wir haben eine gut brennende starkleuchtende Viktoria
lampe im Haus (Signale nach Graz u. auf die Koralpe); Der polnische Name;
Mein Schwager trägt einen verdeckten Korb (mit Hendeln) über die Straße:
Eine verkleidete russische Spionin mit einem Korb, in dem sich vermutlich Signal=
scheiben befinden; Schließlich unser abgesondertes Verhalten. Die Gendarmerie
hat natürlich alles aufgedeckt, aber das hat doch Zeit gebraucht und ich muß
noch einige Wege machen; um uns Genugtuung zu verschaffen. Das machte
es mir unmöglich nach Wien zu fahren, wie Du leicht begreifen kannst u.
so hat wieder das Schicksal - das vor keiner abenteuerlichen Wendung zurückschreckt, um
mir einen Strich durch die Rechnung zu machen - mich verhindert, Schönberg noch
vor seiner Fahrt nach Berlin zu sehn. Ich fand nur gerade so viel
Zeit, ihm das in einem Expressbrief ausführlich mitzuteilen - obwohl ich aus nichts
entnehmen konnte, ob Schönberg überhaupt erwartet hat, mich zu
sehn. Ich sandte ihm zugleich die Abschrift des hier unlängst voll-
endeten 3. Orchesterstücks "Reigen". -
TRAHÜTTEN STEIERMARK
POST: DEUTSCH-LANDSBERG
A./D. GRAZ - KÖFLACHER - BAHN
5./VIII. 15 Du glaubst nicht, mein lieber Freund, wie
mich Dein Brief gefreut hat. In diesen 3-4
letzten Wochen die erste ausführlichere Nachricht über
Dich und Schönberg. Der Tag am Semmering muß herrlich gewesen sein!
Ich wollte auch hinauf kommen, schrieb es auch Schönberg. Leider er-
fuhr ich in der Zeit wo Schönberg noch oben war, nichts u. erst als seine Abreise
bestimmt war, schrieb mir Stein davon, so daß es für mich zu spät war und
ich um die Freude kam Schönberg am Semmering zu sehn. (Das war Montag)
Donnerstag, (so schrieb Stein), also heute, fährt Schönberg nach Berlin. Um ihn noch we=
nigstens kurz zu sehn, wollte ich Dienstag auf 1, 2 Tage nach Wien fahren.
Da ereignete sich hier folgendes Unerhörtes!: Wir, d.h , die Angehörigen
meiner Frau u ich wurden wegen -- Spionageverdacht angezeigt.
Seit einem Jahr circa befindet sich hier ein Hotel. Aus Langeweile machen die
Sommerfrischler geistreiche Beobachtungen z. Bsp. Wir haben eine gut brennende starkleuchtende Viktoria
lampe im Haus (Signale nach Graz u. auf die Koralpe); Der polnische Name;
Mein Schwager trägt einen verdeckten Korb (mit Hendeln) über die Straße:
Eine verkleidete russische Spionin mit einem Korb, in dem sich vermutlich Signal=
scheiben befinden; Schließlich unser abgesondertes Verhalten. Die Gendarmerie
hat natürlich alles aufgedeckt, aber das hat doch Zeit gebraucht und ich muß
noch einige Wege machen; um uns Genugtuung zu verschaffen. Das machte
es mir unmöglich nach Wien zu fahren, wie Du leicht begreifen kannst u.
so hat wieder das Schicksal - das vor keiner abenteuerlichen Wendung zurückschreckt, um
mir einen Strich durch die Rechnung zu machen - mich verhindert, Schönberg noch
vor seiner Fahrt nach Berlin zu sehn. Ich fand nur gerade so viel
Zeit, ihm das in einem Expressbrief ausführlich mitzuteilen - obwohl ich aus nichts
entnehmen konnte, ob Schönberg überhaupt erwartet hat, mich zu
sehn. Ich sandte ihm zugleich die Abschrift des hier unlängst voll-
endeten 3. Orchesterstücks "Reigen". -