Bettelheim, Helene: Brief an Franz Karl Ginzkey. Wien, 8.9.1915
Wien 8.IX.1915.
Sehr geehrter Herr Ginzkey!
Ich danke Ihnen herzlich für Ihr freundliches
Gedenken, Ihre lieben Zeilen u. für das merkwürdigste
Edelweiß, das je in meine Hände gelangte!! –
Ein Dichter könnte dafür den Ausdruck finden, was Unsereinem
nur als ergreifendes Empfinden erschütternder Contraste
zum Bewußtsein kommt! – Man erlebt ja überhaupt
soviel mehr, als man in Worte fassen kann –
u. gar, wenn man einen Sohn nun bald ein
Jahr lang im Felde stehen hat! -
Mein Sohn frug schon ein paar Mal nach
Ihnen, u. unsere gemeinsamen Bekannten
wußten nichts Näheres, als daß Sie im Kriegspresse-
quartier im Süden seien. Nun schrieb ich
meinem Sohn Ihre genaue Adresse, da er sich