Bodingbauer, Karl: Brief an Arthur Roessler. Schwaz, 26.11.1926
Schwaz am 26.XI.26.
Lieber Herr Rössler!
Aufrichtig muß Ihnen sagen, ich
bin glücklich, daß diese Reproduk
tion im Novemberheft nicht er=
schienen ist, da ich in der jüngsten
Wandlung erkannte, daß allen meinen
„Dingen“, das unbedingte reale
Geschehen fehlte, da ich fast durch
wegs, mit der „Vorstellung“ des
Realismus begann, statt als
lebendiger Mensch das Leben, im
Erleben der Menschen, dar zu bilden x
Arbeite fast durchwegs in Metall
das mich von den Hemmungen
des Beins, auch seelisch
befreite.
Im Moment arbeite ich an einer
lebensgroßen Madonna in Kup=
fer getrieben, die ich auch für die
„Kollektio“ gut brauchen könnte x
Nun mit dem „Heiland“ bitte ich Sie,
nachdem ich jetzt wieder in
Schwaz bleibe, selber senden zu
wollen x
Herrn Architekten „Heigl“ hatte ich da
mals das erste Mal besucht, er ist
ein interressanter Mensch x
Bin zu Weihnachten höchstwahrscheinlich
in Wien freue mich sehr auf
ein Wiedersehn x