Brecher, Gustav: Brief an Ernst Krenek. Leipzig, 18.8.1932
Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 720 41
Leipzig, am 18.Aug. 1932.
Herrn
Ernst Krenek,
Velden am Wörthersee (Kärnten)
Villa Lob.
Sehr verehrter lieber Herr Krenek,
mit Freuden höre ich durch Dr. Heinsheimer heute von
Ihrem neuen „Vorhaben”. Sie können sich denken, wie gespannt und
interessiert ich bin! Hoffentlich habe ich in absehbarer Zeit die
Freude, Sie einmal hier in der Gegend wiederzusehen?
Ich bin am 8.Aug. von meinem Ferienurlaub zurückgekommen,
den ich diesmal wegen der allzu dringenden amtlichen Verpflichtun-
gen auf 5 Wochen abkürzen mußte. Wir waren daher nicht erst in
Italien am Meer, sondern nur in St.Moritz, wo von den 5 Wochen nur
6 oder 8 Tage wirklich schönes Wetter waren. Trotzdem haben wir
uns sehr gut erholt, und ich gehe mit dem nötigen Quantum von ge-
sammelter Gelassenheit und Widerstandsfähigkeit an die Aufgaben der
neuen Spielzeit, von denen die derzeit unlösbaren hoffentlich recht
bald in andere Hände übergehen werden.
Herzlich habe ich mich über Ihren großen Erfolg mit den
Variationen beim Musikfest gefreut. Es ist mir eine Art persönliche
Genugtuung, zu sehen, wie schnell doch alle die Pseudo-Begabungen
der Nachkriegszeit abgewirtschaftet haben und die wahren Werte,als