Brecher, Gustav: Brief an Ernst Krenek. Leipzig, 2.2.1932
Städtische Theater in Leipzig
Der Operndirektor
Fernruf 720 41
Leipzig, am 2.Feb. 193 2.
Herrn
Ernst Krenek,
Wien XIII.
Eitelbergergasse 13.
Sehr verehrter lieber Herr Krenek,
ich habe sofort dem jungen Havelland geschrieben; aber
die Sache wird doch jedenfalls daran scheitern, daß hier keinerlei
Mittel mehr verfügbar sind, um noch jemand hinzuzuengagieren, vol-
lends gar jemand im Kapellmeisterfache.
Ich habe vor einigen Tagen Hertzka nach Ihren Plänen
gefragt, was wohl Neues von Ihnen in Sicht sei. Er hat sich darauf
aber nur ganz unbestimmt geäußert. Vielleicht erfahre ich von
Ihnen selbst in absehbarer Zeit näheres. Ich traue mich es kaum
zu sagen, aber wenn ich die gesamte Situation unseres Theaters
überblicke, so sehe ich im Abbau zugleich fast auch einen Aufbau.
Sollte vollends der Theaterplan mit Halle sich verwirklichen, was
sich im Laufe des Februar entscheidet, so stehen wir überhaupt
glänzend da, unberufen.
Wenn mir nicht die enorm vielen Agenden hier noch einen
Strich durch die Rechnung machen, gehe ich Ende des Monats nach
Rußland bis zum 20. März. Hoffentlich kommen Sie gerade nicht
während dieser Zeit nach Deutschland!! Die Leute dort scheinen
äußerst sparsam geworden zu sein. Die einzige Novität, die sie