Dann ziehn, entfesselt von des Wortes Schranken,
so klar wie deiner Seele sie entfliehn,
viel tausend liebe, zärtliche Gedanken
von deinem Aug zu meinem Auge hin,
und tief im Herzen klingt die alte Weise,
Ganz leise ― ganz leise . . . .

Kinderliedel
Annchen lieb, Annchen fein,
tanzt im Gras den Ringelreihn.
Schlanke Füßchen, goldnes Haar,
morgen wirst du sieben Jahr!
Sag, was schenkst du nur geschwind,
Mutter, dem Geburtstagskind?
„Einen Kuchen, süß und fein,
sieben Kerzlein brennen drein,
weiße Schuh mit Knöpflein gar,
sieben Röslein für dein Haar!
Und es halten heute Nacht
sieben Englein bei dir Wacht.”

Späte Liebe
„Liebster, sag mir ohne Lug und List,
sag mir doch, wie alt du wohl schon bist?”
„Bin ich einsam, traurig und allein,
mag ich wohl schon vierzig Jahre sein.
Doch du kommst und mit dir naht das Glück
und du rollst das Rad der Zeit zurück,
und du nimmst mit liebem Blick und Wort
Jahr um Jahr aus meinem Leben fort.
Und so bin ich richtig dreißig Jahr,
fährt dein kleines Händchen durch mein Haar,
fünfundzwanzig, wenn mein Arm dich hegt
und mein Herz recht nah an deinem schlägt.
Schließt mein Kuß den roten Mund dir zu,
zähl ich neunzehn liebe Jahr wie du."
Egid Filek
WH 21 832