Franzos, Ottilie: Brief an Julius Pée. Wien, 29.11.1921
Wien IV Starhemberggasse 32
29/11 21.
Sehr geehrter Herr Professor!
Trotz Ihrer gütigen Erlaubniss, nach Musse
zu antworten, schreibe ich schon heute, um
Ihren Brief samt Inhalt mit vielem Dank
zu bestätigen. Überdiess erhöht sich unser
Postporto am 1. Dez. um das Doppelte und
ich will natürlich mit Ihrem Gelde so sparen
als wäre es das meine. Ich habe gestern
von Ihrem für Porto gesandten Gelde ei-
ner 70jährigen Cousine von mir 10 tau-
send Kronen gegeben. Sie ist fast ohn-
mächtig geworden vor Freude und Über-
raschung! Freilich kostet jetzt hier
z. B. ein Dutzend einfache Handtücher
45 tausend Kronen! Meine Cousine
aber sagte: „Weisst Du, da werde ich
meiner Dienerin und mir morgen zu
Mittag einmal Wurst kaufen, um diese
Gabe zu feiern.“ Viele aus der besten
Gesellschaft haben jetzt gar keine Dienst=
leute. Dazu ist sie aber zu alt und
krank. Sie hat überdies von ihren