Liebe süße Lina, vielen Dank für Deinen reizenden Brief!
Ich erwartete täglich die Anzeige Deiner Ankunft. Warum
kommst Du nicht? Es ist jetzt fast täglich herrliches Wetter.
Am 18. d. ist große Festvorstellung "Der Verschwender" mit
Alexander Girardi etc., bei welcher Gelegenheit ich die Episode
des Chevalier Dumont spiele. Willst du Dir das nicht
ansehen? Der Karl Kraus läßt Dir sagen, daß er Dir während
Deines Aufenthalts das Nachtmahl zahlt. Dies ist heutzutage
eine wichtige Ersparnis. Es ist jetzt alles so tierisch teuer, daß
ich für November mit "Simplizissimus" abschließen mußte.
Bitte schreibe doch gleich, was los ist. Die Tante ist seit
einiger Zeit sehr für Dich, was ich aber an Deiner Stelle nicht
als schmeichelhaft auffassen würde, und freut sich ebenfalls.
Die Gerüchte von unserer bevorstehenden Vermählung sind bis nach
Ischl gedrungen.
Bitte liebe Lina könntest Du nicht bei der Dir befreundeten
Trafikantin jede Woche einige Packete Kaisermischung nehmen
und sie mir dann in Wien gesammelt übergeben?
Herzliche Grüße an Dich und die Mutter
Dein Egon.