Egon Friedell
Berlin, NW 7
Hotel Bristol
Berlin, den 10. September 1928
Herrn
Direktor Emil Geyer
Wien
Theater in der Josefstadt
Lieber und verehrter Direktor !
Nachdem Hofrat Thimig, Hermann Thimig, Direktor Barnowsky,
Direktor Körner Karl Kraus und die Lessing-Hochschule sich in der Angelegenheit
meines Urlaubs bereits mehrfach an Sie gewandt haben, möchte auch ich,
indem ich Sie bitte, mir bis zum 1. November Urlaub zu erteilen, resümie-
rend folgendes mitteilen.
1.)Da es sich herausgestellt hat, dass in Berlin, der
Stadt der unbegrenzten Unmöglichkeiten, für mich überraschende Möglich-
keiten vorliegen, so wäre es also für mich von grosser Bedeutung, noch
einige Wochen hier zu bleiben. Dabei handelt es sich im wesentlichen eigent-
lich gar nicht so sehr um das Theater, als vielmehr um literarische und
wissenschaftliche Angelegenheiten, die in dem Augenblick, da mein 2.Band der
"Kulturgeschichte"nächster Tage erscheint, für mich, wie Sie sich wohl
denken können, von fundamentaler Bedeutung sind; ich glaube, dass gerade
Sie, verehrter Doktor, als mein Idealleser, dafür das entsprechende Ver-
ständnis aufbringen werden. Ausserdem appelliere ich an Ihre oft bewährte persönliche Freundschaft.
2.) appelliere ich an die allgemeine Logik, da Ihrem
Theater, so weit ich die Situation überblicken kann, durch mein Fernblei-
ben zur Zeit kein folgenschwerer Schaden erwachsen kann.
Berlin, NW 7
Hotel Bristol
Berlin, den 10. September 1928
Herrn
Direktor Emil Geyer
Wien
Theater in der Josefstadt
Lieber und verehrter Direktor !
Nachdem Hofrat Thimig, Hermann Thimig, Direktor Barnowsky,
Direktor Körner Karl Kraus und die Lessing-Hochschule sich in der Angelegenheit
meines Urlaubs bereits mehrfach an Sie gewandt haben, möchte auch ich,
indem ich Sie bitte, mir bis zum 1. November Urlaub zu erteilen, resümie-
rend folgendes mitteilen.
1.)Da es sich herausgestellt hat, dass in Berlin, der
Stadt der unbegrenzten Unmöglichkeiten, für mich überraschende Möglich-
keiten vorliegen, so wäre es also für mich von grosser Bedeutung, noch
einige Wochen hier zu bleiben. Dabei handelt es sich im wesentlichen eigent-
lich gar nicht so sehr um das Theater, als vielmehr um literarische und
wissenschaftliche Angelegenheiten, die in dem Augenblick, da mein 2.Band der
"Kulturgeschichte"nächster Tage erscheint, für mich, wie Sie sich wohl
denken können, von fundamentaler Bedeutung sind; ich glaube, dass gerade
Sie, verehrter Doktor, als mein Idealleser, dafür das entsprechende Ver-
ständnis aufbringen werden. Ausserdem appelliere ich an Ihre oft bewährte persönliche Freundschaft.
2.) appelliere ich an die allgemeine Logik, da Ihrem
Theater, so weit ich die Situation überblicken kann, durch mein Fernblei-
ben zur Zeit kein folgenschwerer Schaden erwachsen kann.