Berlin-Dahlem, den 17ten Dez. 1924.
Miquelstraße 86.
Lieber Freund Treßler!
Schönsten Dank für Ihren Brief, der mir die
Sache in einem ganz neuen Lichte zeigt. Das
Burgtheater hat sich vertraglich verpflichtet, den Peer
Gynt bis 15. März herauszubringen. Hätte ich gewußt,
daß Sie von Anfang Febr. wieder zur Verfügung
stehen, so hätte ich wegen dieser Verzögerung von ein
paar Wochen nicht mit der Wimper gezuckt. Herterich
aber schrieb mir, daß er Ihres Urlaubs wegen die
Aufführung bis April verschieben müsse, d.h. also
eine Säumnis von einem Vierteljahr und eine
abermalige Ueberschreitung des vertraglichen Termins.
Daß es für mich im höchsten Grad schmerzlich wäre,
auf Sie zu verzichten, verzichten zu müssen, ist keine
Redensart. Denn ich teile Ihre Ueberzeugung, daß weder
in Wien noch anderswo ein Peer Gynt zu finden
wäre wie Sie. Nur gegenüber der notgedrungenen
Annahme, daß Sie ein Vierteljahr fernbleiben
und erst zurückkommen würden, wenn schon beinah
's Mailüfterl weht, würde ich - wie Sie mir nach
allem Vorangegangenen nachfühlen werden - unge-
duldig.
Uebrigens hat auch Herterich in seinem Brief betont,
daß er ebenso wie ich auf Sie für diese Rolle
großen Wert legt; sonst hätte es ja auch keinen Sinn
gehabt, mir mit Hinweis auf Sie die Verschiebung
vorzuschlagen. Wieso aber diese gleich bis zum April
Miquelstraße 86.
Lieber Freund Treßler!
Schönsten Dank für Ihren Brief, der mir die
Sache in einem ganz neuen Lichte zeigt. Das
Burgtheater hat sich vertraglich verpflichtet, den Peer
Gynt bis 15. März herauszubringen. Hätte ich gewußt,
daß Sie von Anfang Febr. wieder zur Verfügung
stehen, so hätte ich wegen dieser Verzögerung von ein
paar Wochen nicht mit der Wimper gezuckt. Herterich
aber schrieb mir, daß er Ihres Urlaubs wegen die
Aufführung bis April verschieben müsse, d.h. also
eine Säumnis von einem Vierteljahr und eine
abermalige Ueberschreitung des vertraglichen Termins.
Daß es für mich im höchsten Grad schmerzlich wäre,
auf Sie zu verzichten, verzichten zu müssen, ist keine
Redensart. Denn ich teile Ihre Ueberzeugung, daß weder
in Wien noch anderswo ein Peer Gynt zu finden
wäre wie Sie. Nur gegenüber der notgedrungenen
Annahme, daß Sie ein Vierteljahr fernbleiben
und erst zurückkommen würden, wenn schon beinah
's Mailüfterl weht, würde ich - wie Sie mir nach
allem Vorangegangenen nachfühlen werden - unge-
duldig.
Uebrigens hat auch Herterich in seinem Brief betont,
daß er ebenso wie ich auf Sie für diese Rolle
großen Wert legt; sonst hätte es ja auch keinen Sinn
gehabt, mir mit Hinweis auf Sie die Verschiebung
vorzuschlagen. Wieso aber diese gleich bis zum April