GEH. REGIERUNGSRAT
PROFESSOR DR. LUDWIG GEIGER
BERLIN, DEN 5. Jan. 1916.
W. 50, SCHAPERSTR. 8.
b. 12. u 13 Jan. 16
Liebe Freundin!
Ich habe Dir gestern 12 Abdrücke Deines Gedichtes ge-
schickt und habe damit, wie ich hoffe, Deinen Wunsch erfüllt.
Von uns k nn ich nur melden, dass wir Weihnachten und Neu-
jahr in alter Weise verlebt haben. Meine Schwiegermutter ist seit
langer Zeit wieder einmal bei uns gewesen. Am 2. Januar waren wir
bei Hedwig in einem grösseren Kreise. Wir haben viel auch an Dich
gedacht und Dich herbeigewünscht.
Deine Fragen beantworte ich folgendermassen: Marie von Olfers
lebt noch, ebenso Hedwig von Abeken; an letztere habe ich mehrmals
geschrieben und von ihr sehr hübsche Briefe erhalten. Denn die
Letztere ist die Herausgeberin des schönen Buches.
Dass Du "ein ganz alt Weiblein" sein solltest, kann und will ich
nicht glauben. Die Stelle Band 2, Seite 374, auf die Du hinweist, ha-
be ich nachgesehen und beziehe sie gern auch auf Dich.
Was die neuen "neuen Freunde" anbetrifft, von denen Cilli spricht,
so sind dies nur Gelegenheitsbekannte, die wir einmal einladen mussten,
nachdem sie uns frdl. aufgefordert hatten. Die einen sind ein
Ehepaar Waldeck: der Mann Jurist, Rechtsanwalt, Sohn eines ehemali-
gen Korrespondenten der "Times", der Dir vielleicht von Deiner
Berliner Zeit her bekannt ist. Die Frau ist eine sehr lebhafte Dame,
die Philosophie studiert hat und von Tatenlust erfüllt ist. Das
zweite Ehepaar ist ein Dr. Löwenherz und Frau; der Mann Chemiker,
ein reicher Herr, aber schwer augenleidend, die Frau sehr schön,
von der ich eine zeitlang hoffte, dass sie sich zu einer Spaziergenos-
sin entwickeln würde.
PROFESSOR DR. LUDWIG GEIGER
BERLIN, DEN 5. Jan. 1916.
W. 50, SCHAPERSTR. 8.
b. 12. u 13 Jan. 16
Liebe Freundin!
Ich habe Dir gestern 12 Abdrücke Deines Gedichtes ge-
schickt und habe damit, wie ich hoffe, Deinen Wunsch erfüllt.
Von uns k nn ich nur melden, dass wir Weihnachten und Neu-
jahr in alter Weise verlebt haben. Meine Schwiegermutter ist seit
langer Zeit wieder einmal bei uns gewesen. Am 2. Januar waren wir
bei Hedwig in einem grösseren Kreise. Wir haben viel auch an Dich
gedacht und Dich herbeigewünscht.
Deine Fragen beantworte ich folgendermassen: Marie von Olfers
lebt noch, ebenso Hedwig von Abeken; an letztere habe ich mehrmals
geschrieben und von ihr sehr hübsche Briefe erhalten. Denn die
Letztere ist die Herausgeberin des schönen Buches.
Dass Du "ein ganz alt Weiblein" sein solltest, kann und will ich
nicht glauben. Die Stelle Band 2, Seite 374, auf die Du hinweist, ha-
be ich nachgesehen und beziehe sie gern auch auf Dich.
Was die neuen "neuen Freunde" anbetrifft, von denen Cilli spricht,
so sind dies nur Gelegenheitsbekannte, die wir einmal einladen mussten,
nachdem sie uns frdl. aufgefordert hatten. Die einen sind ein
Ehepaar Waldeck: der Mann Jurist, Rechtsanwalt, Sohn eines ehemali-
gen Korrespondenten der "Times", der Dir vielleicht von Deiner
Berliner Zeit her bekannt ist. Die Frau ist eine sehr lebhafte Dame,
die Philosophie studiert hat und von Tatenlust erfüllt ist. Das
zweite Ehepaar ist ein Dr. Löwenherz und Frau; der Mann Chemiker,
ein reicher Herr, aber schwer augenleidend, die Frau sehr schön,
von der ich eine zeitlang hoffte, dass sie sich zu einer Spaziergenos-
sin entwickeln würde.