Hanak, Anton: Brief an Hans Tietze. Wien, 31.5.1918
An Seine Hochwolgeboren Herrn Dr. Hans Tietze in Wien
Hochgeehrter Herr Doktor!
Ihre beiden Briefe haben mich hier
im Sanatorium erreicht. Der erste
zu einer Zeit da ich wie gelähmt
im Bette liegen musste dazu
nicht schreiben konnte und durfte
weil meine Arme und Hände unbe=
weglich waren. Gegenwärtig geht
es mir etwas besser doch bin ich manch
mal hoffnungslos
da die Gelenke
oft von heut' auf morgen wieder ge
schwollen sind. Es ist mir als wen ich
manche Arbeiten nicht zu Ende führen
dürfte. Meine Krankheit Gelenkrheu=
matismus hallt mich seit sieben Wochen
von jeder Arbeit fern und so konnte ich
auch die Ihnen versprochenen Licht-
bilder nicht machen. Umso mehr als
ich auch die kleinen Arbeiten an den
aufzunehmenden Figuren nicht zu
Ende gebracht habe. Wie lange dieser
Zustand noch dauern kann darüber
sind sich die Ärzte nicht im Klaren
ich will aber bald ein Ende machen,
und zur Arbeit zurückkehren.
Wie ich eine Besserung verspüren wer=
de werde ich gleich Nachricht geben
damit Sie hochgeehrter Herr Doktor die
Zeit übersehen können in der Sie Ihre
Arbeit vollenden. In aller Ergeben
heit verbleibe ich Ihr A Hanak
Wien, 31. Mai 1918
XVIII Cottage Sanatorium.