Hanslick, Eduard: Billett an Hedwig Abel. o.O., 13.5.1896
Wien 13 Mai 96
Ihnen, liebes Fraülein, gelten die letzten Zeilen, die
ich in Wien schreibe. Sie sollen Ihnen ein herzliches
Glückauf zurufen zu Ihrer Reise und den Wunsch,
daß Sie uns gesund und lebensfroh zurückkehren!
Diese russische Expedition ist allerdings kühn und
beschwerlich, – Sie haben aber so viele gewichtige
Gründe dafür, daß die Mühe sich ohne Zweifel
lohnen wird. Ich denke, Bücher nichtpolitischen
Inhalts (also besonders musikalische) werden Sie
ohneweiteres mitnehmen können, – gar so barbarisch
wie vor 10 und 20 Jahren ist man dort nicht mehr.
Es wird mich aufrichtig freuen, wenn Sie mir
aus Ihrem fabelhaften Nad-Niémen über
Ihr Leben und Befinden Nachricht geben
wollen. Ich bin bis zum 4. Juni in Karlsbad
(Haus „Columbus“) vom 5. Juni bis 12. Juli in
Aussee („Villa Hürsch“). Alles Weitere noch dunkel.
Mit herzlichsten Grüßen, auch von meiner Frau,
verbleibe ich
Ihre ergebener
EdH.