Hawel, Rudolf: Brief an Moritz Necker. Wien, 10.8.1914
Rudolf Hawel
Wien
XVIII/1, Gentzgasse 55
Wien, 10. August 1914,
Lieber verehrter Freund Necker!
„Der reiche Ähnl", war nie beim Deutschen Volks=
theater eingereicht, und so ersparte ich diesem Institut
die Blamage, ihn abzuweisen. Die Exlleute haben
übrigens auch dem Stücke ein vernichtendes Fiasko
voraus gesagt, brauchen sich also auf ihren guten
Blick nichts einzubilden! Die zwei dümmsten Kerle
an jedem Theater sind immer der Dramaturg und
der Direktor.
Gott verzeihe mir die Sünde!
Direktor Weisse hat bei mir ein Volksstück „an=
geschafft" - aus unserer allergegegenwärtigsten
Gegenwart heraus. Die Arbeit freut mich; man
kommt langsam darauf, daß die derzeitigen
konstruierten Theaterstücke eigentlich zwischen
Theater und Volk eine tiefe Kluft geschaffen
haben, einer versteht das Andere nicht mehr.
Kommen Sie doch ein mal wieder zu mir -