Holzhausen, Adolf: Brief an Richard von Kralik. Wien, 29.9.1919
ADOLF HOLZHAUSEN
UNIVERSITÄTS=BUCHDRUCKER
WIEN
VII., KANDLGASSE 19-21.
HW Wien, 29. September 1919.
Hochgeehrter Herr Doktor !
An die Beantwortung Ihrer freundl. Zuschrift vom 25. d.M.
herantretend, darf ich Sie wohl daran erinnern, daß Sie mir einmal mit
besonderer Freude betonten, wie angenehm es Sie berührt hat, am Tage nach
dem Falle von Przemýsl die schriftliche Fixierung unserer Abmachungen über
die"Geschichte des Weltkrieges" erhalten zu haben. So wie mich damals die
militärische Schlappe nicht aus dem Geleise beruflichen Weiterarbeitens
geworfen hat, so ist schließlich und endlich auch die Katastrophe des
Vorjahres mit allen ihren Folgeerscheinungen nicht im Stande, meinen
Arbeitseifer und die Überzeugung der Pflicht zur Arbeit zu ertöten. Zu
Beginn des Sommers ist zwar als Folge der trostlos scheinenden innerpolitischen
Zustände mit dem unausbleiblichen beruflichen Kleinkrieg eine Untergrabung
und Zermürbung meines Arbeitseifers eingetreten: Ich habe mir daraufhin
aber nur eine ausgiebige Ausspannung aus der monotonen Beschäftigung
verordnet und anknüpfend versucht, durch eine berufliche Reise im
Deutschen Reiche das in Schwanken geratene Vertrauen an deutsche Kraft und
Zähigkeit wieder zu gewinnen.
Gestern zurückgekehrt, findet mich Ihr Schreiben in
einem Zustand überzeugten Willens, in der Sphäre meines Wirkungsgebietes
durch die Tat zu beweisen, daß nur durch mutige Arbeit eine Wiederbelebung