Hugelmann, Karl: Brief an Richard von Kralik. Wien, 19.9.1919
DEUTSCHES VOLKSBLATT
WIEN, VIII., JOSEFSGASSE 4-6.
Schriftleitungsanruf Nr. 16702. Fernamtanruf Nr. 19280.
Verwaltungsanruf Nr. 12974.
Buchdruckereianruf Nr. 16701.
Postsparkasseneinlage Nr. 16888.
Wien, am 19. September 1919.
Hochverehrter Herr Doktor !
Ich bin Ihnen stets unendlich dankbar, wenn Sie Ihr Interesse
an meiner publizistischen Tätigkeit beweisen, das mir überaus wert-
voll ist, und danke Ihnen auch vielmals, dass Herr Doktor mich durch
Empfehlung von Mitarbeitern unterstützen wollen. Sie können überzeugt sein,
dass ich , wenn sich irgendwie die Gelegenheit bietet, unbedingt Ihre
Vorschläge berücksichtigen werde und bei der Wahl von neuen Mitar-
beiter sicher diejenigen den Vorrang haben, die mir schon allein durch
Ihr Anraten, hochverehrter Herr Doktor, genug Gewähr für ihre Tüchtig-
keit und Fähigkeit bieten. Ich bedaure jedoch , Ihnen mitteilen zu
müssen, dass es wohl auf einem Missverständnis beruht , wenn Herr Dok-
tor annehmen, dass ich ständige Mitarbeiter brauche. Die Redaktion
des Blattes ist im Gegenteil überkomplett und wir sind eher im Ab-
bau begriffen als im Aufbau, so dass ich den Wunsch des Herrn Doktor
bezüglich der Herren Mailler und Prosl , deren Fähigkeiten ich gewiss
anerkenne, leider derzeit nicht erfüllen kann.
Gelegentliche Beiträge von hervorragender außenstehender Seite, wie z.B.
von Ihnen, verehrter Herr Doktor, sind uns immer sehr will-
kommen, in dieser Hinsicht hätten wir Bedarf, keineswegs aber
an Redakteuren.
Ich bitte Herrn Doktor mir es nicht übelzunehmen, dass ich
Ihrem Wunsche derzeit nicht entsprechen kann , und zeichne
mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochach
tung
Ihr ergebener
D Karl Hugelmann