Gasthof I. Ranges
«Dünenschloss»
Ostseebad Brunshaupten
: Besitzer: Robert Westendorf :
Moderne Badezimmer für warme Seebäder.
Fernsprecher No. 177
Telegramm-Adresse: Dünenschloss
Brunshaupten, den 6. Sept. 1915
Lieber Leo,
Ich habe wegen Deines jetztigen Aufenthaltes telegraphirt,
weil Du einerseits nicht da warst, als ich vor einigen Wochen
persönlich bei Dir anläutete u. auch Dr. Stein nach Dir frug,
anderseits aber die Angelegenheit, wegen der ich mich an
Dich wende (natürlich!) keine Verzögerung verträgt.
Es handelt sich also um meinen Bruder Stanislaw (den Braven).
Er hat bis jetzt als Schüler des Gymnasiums in Zamość
gelebt und die Matura in diesem Frühling gemacht. Bei
der Einnahme von Zamość durch die Deutschen ist er nicht
mit der Bevölkerung zurückgeflohen sondern dageblieben, ist
also centraleuropäisch gesinnt. Er leidet jetzt direkt Hunger,
da er, wie er schon vor 2 Monaten schrieb, für sich und seine
Cousine (bei der Teuerung) nur 50 Rubel hatte. Dabei
ist es mir bisher nicht gelungen, mit ihm in Contact zu kommen.
Er schreibt mir, indem er von Zeit zu Zeit einen Militär bittet,
seinen Brief als Feldpostbrief zu befördern. Ich kann aber als
Zivilperson so lange nicht schreiben, als keine Civilpost eingerichtet
ist. Das kann aber noch Monate dauern. Nun schien ich
in Wien auf dem besten Wege zu sein, eine Correspondenz – Möglich=
keit zu schaffen, als ich aus Zamość einen Brief erhielt, worin ich
aufgefordert wurde, meinem Bruder per Adresse des dortigen
Lazzarettarztes Dr. Kullack zu schreiben. Das scheint aber
«Dünenschloss»
Ostseebad Brunshaupten
: Besitzer: Robert Westendorf :
Moderne Badezimmer für warme Seebäder.
Fernsprecher No. 177
Telegramm-Adresse: Dünenschloss
Brunshaupten, den 6. Sept. 1915
Lieber Leo,
Ich habe wegen Deines jetztigen Aufenthaltes telegraphirt,
weil Du einerseits nicht da warst, als ich vor einigen Wochen
persönlich bei Dir anläutete u. auch Dr. Stein nach Dir frug,
anderseits aber die Angelegenheit, wegen der ich mich an
Dich wende (natürlich!) keine Verzögerung verträgt.
Es handelt sich also um meinen Bruder Stanislaw (den Braven).
Er hat bis jetzt als Schüler des Gymnasiums in Zamość
gelebt und die Matura in diesem Frühling gemacht. Bei
der Einnahme von Zamość durch die Deutschen ist er nicht
mit der Bevölkerung zurückgeflohen sondern dageblieben, ist
also centraleuropäisch gesinnt. Er leidet jetzt direkt Hunger,
da er, wie er schon vor 2 Monaten schrieb, für sich und seine
Cousine (bei der Teuerung) nur 50 Rubel hatte. Dabei
ist es mir bisher nicht gelungen, mit ihm in Contact zu kommen.
Er schreibt mir, indem er von Zeit zu Zeit einen Militär bittet,
seinen Brief als Feldpostbrief zu befördern. Ich kann aber als
Zivilperson so lange nicht schreiben, als keine Civilpost eingerichtet
ist. Das kann aber noch Monate dauern. Nun schien ich
in Wien auf dem besten Wege zu sein, eine Correspondenz – Möglich=
keit zu schaffen, als ich aus Zamość einen Brief erhielt, worin ich
aufgefordert wurde, meinem Bruder per Adresse des dortigen
Lazzarettarztes Dr. Kullack zu schreiben. Das scheint aber