Jarno, Josef: Brief an Rudolf Beer. Wien, 29.4.1927
RENAISSANCE-BÜHNE
VII., Neubaugasse 36 / Teleph. 33-2-90
LUSTSPIEL-THEATER
II., Ausstellungsstraße / Teleph. 44.000
DIREKTION: JOSEF JARNO
WIEN, 29.April 1927
Verehrter Herr Präsident Dr Beer !
Empfangen sie meinen besten Dank für Jhre Bemühungen,meine Jnteressen
dahin geschützt zu haben,dass ich für die Spielverlängerung,die dem
Zirkusunternehmer Krone bewilligt wurde mit je S.1000.- für meine beiden
Bühnen Lustspieltheater und Renaissancebühne bedacht worden bin. Es ist
dies allerdings nur ein minimaler Ersatz für den ungeheuren Schaden,der
mir durch den Zirkus Krone im Lustspieltheater verursacht wurde. Keines der
Wiener Theater wurde so betroffen wie ich,dessen Lustspieltheater in
allernächster Nähe des Zirkus Krone sich befindet ! Jch war von dem Tage
an,da der Zirkus Krone mit seinen Vorstellungen begann,gezwungen, 2 - 3 mal
in der Woche das Theater zu schliessen,weil das Publikum ganz wegblieb !
Jch hatte auch die Absicht,bei den zuständigen Behörden energischen Protest
gegen eine eventuelle Verlängerung der Spielerlaubnis des Zirkus Krone
zu erheben ! Jch habe diesbezüglich schon mit Herrn Stadtrat Breitner
gesprochen und hat dieser mir seine volle Unterstützung zugesagt ! -
Nun höre ich,dass von der Entschädigung,die der Zirkus Krone den Wiener
Theaterdirektoren bietet,auch die Staatstheater S.3000.- erhalten haben !
Dagegen muss ich Einspruch erheben ! Die Staatstheater werden subventioniert
und haben es gar nicht nötig,eine Entschädigung wegen Gewinnentganges zu
verlangen ! Jch bitte Sie,sehr verehrter Herr Präsident,gütigst zu veranlassen,
dass die S.3000.-,die irrtümlich den Staatstheatern ausbezahlt wurden,mir
zugewendet werden. Jch bitte umsomehr dies zu tun,da ich sonst gezwungen