Bartsch, Rudolf Hans: Brief an Wilhelm Kienzl. Wien, 18.6.1917
Wien , 18. Juni 1917 .
Verehrter Meister !
Verzeihen Sie mein langes Schweigen , aber ich war dreimal wegen des
Liedes bei den Redakteuren des "Donauland", konnte aber nie eine klare Antwort
erhalten . Ich habe den Eindruck , als sei ihnen vorderhand das Honorar zu
hoch und als sähen sie etwas von Ihnen erst in einer Fest=oder Reklamnummer
gerne deshalb ., und so würde ich mich an Ihrer Stelle nicht mehr für gebunden
ansehen .
Gestern habe ich Berta mit meiner Ältesten auf die Bahn gebracht ; sie
sind auf mindestens acht Wochen nach Tirol und ich bin Strohwitwer . Nachher
traf ich durch Zufall Lilli Marberg , mit der ich viel von Ihnen reden konnte
und die Frau Henny herzlichst grüßen läßt ; wir sollten doch einmal zusammen-
kommen !
Ich bin meistens die ersten Tage jeder Woche in Wien und hause dann
im Absteigquartier Invalidenstraße 3 .
Daher auch das in der Hast hergerissene schlechte Papier , das Sie in
Ihrer Güte verzeihen mögen ! Viele Grüße Ihnen und den Ihren ! Ihr Sie
verehrender Rudolf Hans Bartsch