Baden bei Wien , Biondekgasse 25 .
Am 14. April 1916 ;
Hochgeehrter Herr !
Mit einer wirklich dringenden Bitte , die sich zugleich mit Ih=
ren eigenen Interessen decken dürfte , komme ich heute zu Ihnen . Es
handelt sich um die Förderung eines ganz wunderbaren Radierers , eine
Förderung , die in nichts anderm zu bestehen brauchte , als daß Sie , hoch=
geehrter Herr, den entzückenden Arbieten dieses Mannes einen breitern
Raum in Ihren Schaufenstern einräumen sollten , als dies bei schon be=
kannten oder bei minderen Talenten sonst der Fall ist . Sie um Veran=
staltung einer Kollektivausstellung zu bitten wage ich ja gar nicht ,
obwohl ich selber dazu förderlich sein wollte , soviel dies nur gienge .
Der Mann , den ich Ihnen , hochgeehrter Herr , so warm anempfeh
len möchte ist der jetzige Oberleutnant in Evidenz Dr. Max Ritter von Scherer,
der immer ( ich kenne ihn schon fünfzehn Jahre ) eine Künstlernatur durch
und durch gewesen ist , den aber nun mein geliebtes Graz , wo er in der
Zensurskommission kommandiert war , wirklich zum bedeutenden Künstler
emporgehoben hat . Heute ist er dort eine Lokalberühmtheit und seine
Arbeiten , für die er ganz lächerlich geringe Preise fordert ( 15 , 20 ,
höchstens 30 Kronen ) gehen dort ab wie warme Semmeln . In den dortigen
Blättern wird wiederholt seiner mit Begeisterung gedacht ; aber man
müßte ihn auch in Wien , wohin er jetzt kommandiert wurde , kennen und
schätzen ! Ich bitte Sie,um der Kunst willen schon , interessieren Sie