RUDOLF HANS BARTSCH
GRAZ, GOETHESTRASSE 7.
Graz,17.Juni 1914.
Verehrter , lieber Herr Doktor !
Es ist immer ein freudiger Augenblick , wenn ein Brief von Ihnen
mich an liebe alte Tage erinnert ! Natürlich werde ich dem"Türmer" ger=
ne einsenden , was ich habe , - freilich ,wenn ich einmal etwas habe !
Augenblicklich bin ich durch die Arbeit an diesem Drama , das mich sehr
aufgeregt hat , gänzlich kaputt . Sechsmal habe ich es überarbeitet und
immer noch fiel mir neues dazuzufügen und noch viel mehr neues zu strei
chen ein . Nun stehts aber fest wie ein Schusterstockerl auf seinen drei
Beinen . Ein Christusbuch habe ich für den Sommer vor , dann aber will
ich eine oder zwei Novellen schreiben , so dass ich hoffe , vor Jahres=
ende mit einer bei Ihnen zu erscheinen . Jetzt habe ich , wie gesagt ,
gar nichts .
Der Verlag Rosenbaum hat nicht einmal mir das kleine Bücherl über
die steirische Landschaft geschickt und hat sich überhaupt so schlampert
benommen , dass ich ihm eine gute Rezension gar nicht vergönnen täte .
Viel, viel mehr Freude macht es mir , dass Sie sich für mein STück inter=
essieren , über das viel Streit ist . Die einen verheißen ihm einen Er=
folg wie "Glaube und Heimat",während Reinhardt es mir glattweg zurückge
wiesen hat , weil er "nur einen künstlerischen Erfolg aber keinen materi
ellen voraussähe ". Nun , Langen hat seinerzeit meine "CZwölf" mit den
gleichen Worten zurückgewiesen ,und Reinhardt,wie ich eben von meinem
Verleger erfahre,-"Glaube und Heimat" ebenso.
Ich weise meinen Verleger an , Ihnen ,verehrter Herr Doktor das
Bühnenmanuskript zu senden ;- es ist halt arisch, allzuarisch ,wie ich
Reinhardt schrieb , der nur sein Premierenpublikum kennt und nicht weiß ,
GRAZ, GOETHESTRASSE 7.
Graz,17.Juni 1914.
Verehrter , lieber Herr Doktor !
Es ist immer ein freudiger Augenblick , wenn ein Brief von Ihnen
mich an liebe alte Tage erinnert ! Natürlich werde ich dem"Türmer" ger=
ne einsenden , was ich habe , - freilich ,wenn ich einmal etwas habe !
Augenblicklich bin ich durch die Arbeit an diesem Drama , das mich sehr
aufgeregt hat , gänzlich kaputt . Sechsmal habe ich es überarbeitet und
immer noch fiel mir neues dazuzufügen und noch viel mehr neues zu strei
chen ein . Nun stehts aber fest wie ein Schusterstockerl auf seinen drei
Beinen . Ein Christusbuch habe ich für den Sommer vor , dann aber will
ich eine oder zwei Novellen schreiben , so dass ich hoffe , vor Jahres=
ende mit einer bei Ihnen zu erscheinen . Jetzt habe ich , wie gesagt ,
gar nichts .
Der Verlag Rosenbaum hat nicht einmal mir das kleine Bücherl über
die steirische Landschaft geschickt und hat sich überhaupt so schlampert
benommen , dass ich ihm eine gute Rezension gar nicht vergönnen täte .
Viel, viel mehr Freude macht es mir , dass Sie sich für mein STück inter=
essieren , über das viel Streit ist . Die einen verheißen ihm einen Er=
folg wie "Glaube und Heimat",während Reinhardt es mir glattweg zurückge
wiesen hat , weil er "nur einen künstlerischen Erfolg aber keinen materi
ellen voraussähe ". Nun , Langen hat seinerzeit meine "CZwölf" mit den
gleichen Worten zurückgewiesen ,und Reinhardt,wie ich eben von meinem
Verleger erfahre,-"Glaube und Heimat" ebenso.
Ich weise meinen Verleger an , Ihnen ,verehrter Herr Doktor das
Bühnenmanuskript zu senden ;- es ist halt arisch, allzuarisch ,wie ich
Reinhardt schrieb , der nur sein Premierenpublikum kennt und nicht weiß ,