Einstein, Alfred: Brief an Roland Tenschert. Berlin, 23.3.1931
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23.III.31
Lieber Herr Dr. Tenschert,
erst heut komm'ich dazu, auf Ihren freundlichen Brief vom 5.III.
zu antworten: der Berliner Trubel war in den letzten Wochen schlimmer
als je. Wenn Sie mich für einen Egoisten halten, so erraten Sie schon,
dass ich zur Zeit keine speziellen Mozartwünsche mehr habe; dergleichen
stellt sich ja immer erst im letzten und unerwartetsten Augenblick
ein... Lassen Sie sich danken für Ihre Fürsorge. Im übrigen kommt man
ja immer wieder nach Salzburg; der Kongress der DMG wird zur Tatsache,
findet vom 3. bis 6. August statt, umfasst vier Sitzungen von je drei
Stunden, und eine der Sitzungen ist natürlich Mozart gewidmet. Es
wird behauptet, dass von Seiten Salzburgs alle nötigen Garantien ge-
geben worden seien; ich habe zur Vorsicht rechtzeitig gemahnt, und hoffe
dass man hinterher nicht aus einem bösen Traum aufwache, es hätte
schlimme Folgen.
Ich besitze leider keine Beziehungen zu Pressekorrespondenzen, und
muss gestehen, dass ich über diese Institutionen bisher nur sehr unklare
Vorstellungen gehegt habe. Nach meinen Erkundungen, die allerdings
nicht erschöpfend sind, werden die deutschen Zeitungen teils durch das
Wolff'sche Telegraphen-Büro, teils durch das (mehr rechts gerichtete)
Büro der Telegr. Union bedient. Das Wolff'sche Büro besitzt ausserdem