Keim, Hermine: Brief an Anny von Newald-Grasse. Brunn am Gebirge, 21.8.1921
Ich war geladen, doch werden Sie begreifen,
dass ich unter den unerquicklichen Um=
ständen ich nicht gehen wollte.
Ich suche Franz Keim immer in meinem
Herzen u. da finde ich ihn! -
Ach meine armer Schwester ist seit längerer
Zeit sehr leidend, zuckerkrank in der Innsbruk[er]
mediz. Klinik. Gott gebe, dass sie nochmals
gesunde! - Wie geht es Ihnen wol
mit Ihrer leidenden Frau Mutter?
Unlängst war eine Schriftstellerin hier
im Museum. Sie kam ein zweites=
mal u. brachte ein schönes Gedicht mit,
über das ich ganz überrascht war.
Ich ließ mir frei, es zu veröffentlichen.
Doch da es auf mich gemünzt ist, käme
es mir, wie Eitelkeit vor, es selbst zu
veröffentlichen. Hätten Sie Gelegenheit,
verehrte Frau v. Newald, so wäre ich
Ihnen sehr dankbar! Es ist an u. für sich
nicht wahr, ein ganz schönes Gedicht.
Wieder bald von Ihnen zu hören, wird
sich unendlich freuen, die alte Hermine
Keim