Kienzl, Wilhelm: Brief an Ignaz Herbst. Wien, 29.3.1932
Wien, 29. III 1932.
Sehr geehrter Herr Direktor!
Sie irren: ich habe Ihnen nie versprochen, Ihnen
die Herren zu nennen, die sich (NB. in ganz sachlicher
und objektiver Weise!) gegen Ihre Aufrückung zum Ordent-
lichen Mitglied der A.K.M. ausgesprochen haben; denn
das würde gegen meine Pflicht der absoluten Diskretion
in Sitzungsangelegenheiten verstoßen, die ich als Praesi-
dent doppelt gewissenhaft beobachten muß. Von Ein-
flüssen irgendwelcher Art seitens des von Ihnen genann-
ten Herrn kann absolut nicht die Rede sein.
Auch habe ich Ihnen kein Lied von mir für Ihre „Musik=
Anthologie” „versprochen”, da ich grundsätzlich nichts
ad hoc komponiere, ferner keine Arbeiten honorarlos zur
Veröffentlichung abgebe, weil sie nach Veröffentlichung
in einer Zeitschrift kein Verleger mehr übernimmt und
weil ich zum Abdruck eines bereits in einem Verlag erschie-
nenen Liedes in einer Zeitschrift laut Verlagsvertrag kein
Recht habe.
Hingegen habe ich Ihnen meine Mitwirkung als Begleiter
eigener Lieder in einem Ihrer Konzerte und die Beschaffung
einer Sängerin zu diesem Zwecke zugesagt. Dass dieses
Konzert - wie Sie schreiben - am 4. April nicht stattfinden