Kosel, Hermann Clemens: Postkarte an Franz Karl Ginzkey. Wien, 24.5.1923
Wien 24. Mai 1923.
Hochverehrter Herr Ginzkey.
Mein Verleger schreibt mir, er wolle einige Be=
sprechungen meines „Dürer“ I. im II. Bande an=
hängen und auch eine österr. Kritik dabeihaben.
Aber hier ist alles wie vernagelt. Die Besprechungen
liegen in den Redaktionen, aber keine erscheint.
Ist in dem Salzburger Volksblatt Ihre Besprechung
schon erschienen? Würden Sie die Güte haben,
mir auf meine Kosten einige Exempl. der №
schicken lassen? Der 2. Band ist gesetzt und bis
Bogen 22 schon gedruckt, erscheint im Juli.
Bong will mit dem Ausdruck des 25. Bogens
noch warten, bis eine österr. Besprechung er=
schienen ist, aber nun ist es die letzte Woche, er
kann die Druckerei nicht mehr lange auf=
halten. Wäre es nicht möglich, mir wenigstens
einen kurzen Auszug aus Ihrer Besprechung
zu schicken, ehe diese erscheint? Ich wäre so
froh einige Zeilen aus Ihrer Feder für diesen
Zweck verwenden zu können. - Es ist ja so
beschämend für die Wiener Zeitungen, daß sie
nur auf ausländische Werke hinweisen, einen
Österreicher aber unterdrücken. Diese Juden=
clique wird für uns schon gefährlich. - Ich bin
noch von Ihrer herrlichen Vorlesung, in der ich
Sie als Meister des vornehmsten Vortrages kennen
lernte, erfüllt. Das war mir ein unvergesslicher
Abend. Sie haben sich wohl wieder in Ihre Ar=