Kopallik, Franz: Kartenbrief an Karl Walz. Wien, 7.11.1914
Sonntag, 7. Nov.
Mein lieber guter Freund!
Für Dein Schreiben danke ich Dir herzlich.
Was haben wir alle in der letzten Zeit erlebt!! - Un=
sagbar! Aus unserem Gymnasium ist ein La=
zarett geworden; wir unterrichten unsere Schüler
in der Realschule in der Krottenbachgasse. Mit der
Übersiedlung und dem Stundenplan hat es viele
Mühsal gegeben und ich stehe in ganz neuen und
nicht angenehmen Verhältnissen. Der Weyr ge=
storben! Ich war wenige Stunden vor seinem Tode bei
ihm. - Jetzt fühle ich selbst meinen Kopf wackeln
und bin recht niedergedrückt. Was wird noch
alles kommen?! Schreibe mir wie es Dir geht.
Du weißt, daß ich ein einsames Leben geführt
habe. Ich habe wenige Bekannte, aber außer Dir
kaum einen Freund. Auch das Arbeiten ist
schwer geworden, denn man kann sich nirgends
im Freien zeichnend blicken lassen. Wenn Du
wieder nach Wien kommst, bitte, besuche mich
doch wieder! Sei oft und herzlich gegrüßt von
Deinem alten, dankschuldigen Freund Kopallik.