Kramer, Leopold: Brief an Rudolf Beer. Berlin, 21.8.1928
Leopold Kramer
Berlin-Charlbg., Bismarckstr. 99L
Telefon: Steinplatz 6473
Berlin 21/8 1928
[verkehrt mit Bleistift:] von Kother erhalten
Verehrter Freund!
Zunächst drücke ich Ihnen ver-
ständnisvoll und theilnehmend an allen directo-
rialen Ereignissen die Hand für Ihren famosen
Artikel im N. Wr. Journal. Das schlimmste Ding
auf der Welt und speciell im Theaterleben sind
die privilegirten „Mies”macher. Diesen in Wien
und auch hier in Berlin ebenso wie in Prag stets rings
ums Theater üppig Keimenden, erfolgfeindlichen,
freudestörenden Bacillen war dieser Fußtritt
sehr nötig. Ob man allerdings mit dem Fuß
Bacillen zertreten oder gar töten kann, ist eine
zweite Frage!
Ihre Meinung bezl. Vater + Sohn
teile ich aber nicht. „Veraltet” – ich weiß nicht, das
Thema – Vater u Sohn – ist immer actuell –
auch in dieser Form und das Stück ist doch
im Ganzen äußerst cultivirt und sehr wirksam.
Sie haben ja gerade mit solchen Ausgrabungen
rechtes Glück gehabt. Retouchen da u dort