Liebenwein, Maximilian: Korrespondenzkarte an Richard von Schaukal. Ach an der Salzach, 24.8.1914
aber doch einige Aussicht als Maler mit ins Feld zu ziehen.
Ich will ungefähr am 1 Sept. mit meiner Familie nach
Wien reisen, um die Sache persönlich zu betreiben. -
Es ist eine wunderbare Zeit angebrochen. Man geht hell träumend
um und verschlingt gierig auf dem Stadtplatz die jüngsten
amtlichen Telegramme, die dort angeschlagen sind. Heute
hat es mich besonders gefreut, dass eine englische Kavallerie-
brigade bei Maubeuge geschlagen wurde. An der Westgrenze
wälzt sich die Verfolgung mit aller Wucht nach Frankreich
hinein; Wie in dem schönen Gedichte von Liliencron:
„Lerman Lerman! Durch Blut, Gewehrgeschnatter,
Durch Schutt und Qualm, schon fliehn die Kugelspritzen!
Der Wolf brach ein, und matter wird und matter
Der Widerstand, wo seine Zähne blitzen,
und Siegesband umflattert unsre Fahnenspitzen!
Herzl. Gruß! Handkuss Deiner Frau Dein alter M. Liebenwein.