Liebenwein, Maximilian: Brief an Richard von Schaukal. Wien, 6.9.1914
Darnach richtet sich dann das Bild. Heute gehe ich zu Major v. Pichler, der
hier die Ersatzeskadron unsres alten Regimentes kommandiert. Ich will ihn fragen,
ob er mich dort einstweilen irgendwie einreihen kann. Nachher möchte ich mich
vom Kriegsarchiv als Zeichner ins Feld kommandieren lassen.
Blücher sagte im Frühling 1813 „Mich juckts in alle Finger, den Säbel zu ergreifen.“
Dasselbe Gefühl spüre ich jetzt schon seit 6 Wochen. Arbeiten kann ich beinahe nichts.
Es geht aber allen so.
Wie Du weißt, haben wir die Sezession in ein Spital verwandelt (110 Betten. Am
Dienstag sollen wir die ersten Verwundeten bekommen.) Ich habe eine große Freude daran,
da ich der Vater der Idee gewesen bin. Es ist alles wunderschön geworden.
Mit Handkuss an Deine Frau und Empfehlungen von der
Meinen verbleibe ich Dein alter
Regimentskamerad
Maximilian Liebenwein.
P.S. Ich sprach gestern mit einem Sachsendragoner,
der mit einem leichten Streifschuß aus der großen
Schlacht zurückkam. Bei Zamosce haben unsre
„Kerls“ die Kosaken gründlich verhauen.