Linke, Karl: Brief an Andreas Thom. o.O., 31.10.1930
31. 10. 30.
LFr! In der Wiener Zeitung vom 30. Okt. ist
eine sehr schöne Besprechung Deines Romans erschienen.
Wahrscheinlich hast Du sie ja ohnehin schon,
für alle Fälle aber mache ich Dich darauf
aufmerksam, weil Du sie jetzt leicht noch
erhältst. Ende Nov. kommt meine Be=
sprechung in der „Schulreform“, ich lasse
sie Dir zusenden. Fadrus meinte nach
der Lektüre der beiden Besprechungen, jetzt
müsse er sich doch den Roman kaufen. Das
heißt was! (Schulkollegen halten meist nicht
viel voneinander, können es nicht recht glauben,
daß einer so schlankweg ein großer Dichter wird!)
Franzi hat mich aufgerufen, ich müßte ins Cafè
kommen, hat mir 2 Stunden begeistert von
Deinem Roman erzählt, er hat sie ganz
durchgebeutelt, ihr stärkster Eindruck. Es
scheint, Du machst die ganze Welt verrückt mit
diesem Wurf. Es ist Dir und uns zu wünschen -, ich
freue mich wie ein Kind darüber, als wäre mir selbst
ein großes Glück zugestoßen. Im Dez. möchte ich
mich wieder einladen, wenn es Euch recht ist. Kritiken
im Ausland (ich lese gegen 60 Zeitschriften) werde ich Dir
zusenden!
Bis dahin herzl. Grüße
Linke.