Lucka, Emil: Brief an Franz Servaes. Wien, 22.12.1930
[andere Hand:] 117
Wien, 22. Dez. 1930
VIII. Florianigasse 13
Tel. B-44-9-58
Mein lieber Freund!
Dein langes Schweigen erklärt sich jetzt
auf nicht sehr erfreuliche Weise - armer Freund! Also
sanatorisch läßt Du Dich misshandeln? Welcher Esel von
Medizinalrat hat Dich denn nach Gastein geschickt? Auch
geringere Köpfe wie meine Frau und ich konnten doch
merken, dass Dir diese gewaltsame Gasteiner Kur nicht
sehr wohl getan hat, jedes kleine Stück Berg hat Dich ja
gepeinigt, und zu Gastein gehört nun einmal das Berg=
steigen! Noch gut, dass Deine liebe Frau zu Weihnachten
in diese Gerhard Hauptmanngegend kommt, das wird Dir
ja wohl tun! Von ihr schreibst Du nichts, ich darf wohl
daraus schließen, dass sie wieder fesch beisammen ist?
Übrigens ist das Winterbild von diesem Bergwald so
wienerwäldlerisch anheimelnd, dass ich mirs gar nicht
so schlimm vorstellen kann! Freilich wenn man sich
nicht wohl fühlt, dann hilft alles nichts!
Deine Karte hat mich übrigens im Bett
angetroffen, nur eine Erkältung, ich schleppe mich schon
eine Weile damit, aber jetzt, 4 Uhr, bin ich aufgestanden