Anif-Salzburg 12. 9. 34
Liebe gnädige Frau!
Ihr liebes Schreiben im Frühjahr hat mich im Seebad
Cattolica erreicht - ich dachte Freund Triebl steht Ihnen ohnehin
zur Seite, nun hörte ich erst vor Kurzem, daß er eine
schwere Operation überstanden, und verstehe nun, warum ich
auf Briefe solange ohne Antwort geblieben bin. Ich selbst
bin Ihnen noch eine Antwort schuldig, die ich nun nicht länger
verzögern möchte, obgleich sie sich vielleicht längst gefunden hat.
Sie haben ja inzwischen so und soviele Dienstagabende in
bester Weise, wie sie Ihnen entspricht, geleitet - Sie brauchen
nur aus den vollen Keltern des Kralikschen Geistes schöpfen,
und dann wird es immer gut, ja am besten sein; im
übrigen fehlt es gewiss nicht an Ratgebern. Schon der
letzte Abend, den wir gemeinsam hatten, zeigte, wie schwer es ist,
es allen recht zu machen, zumal ja die Autorität der Kralik=
schen Persönlichkeit fehlt, die so gern und ohne Schwanken
zustimmte in dem sichern Gefühl, es zu dürfen und im unbedingten
Vertrauen, so dass Widerspruch von vorneherein nicht Raum haben
konnte. Sie, gnädige Frau, müssen es so machen, wie es Ihnen
passt, und wenn unser Meinen noch so gut und gross ist, so
ist es fehl am Ort, wenn es nicht zugleich das Ihrige ist.
Liebe gnädige Frau!
Ihr liebes Schreiben im Frühjahr hat mich im Seebad
Cattolica erreicht - ich dachte Freund Triebl steht Ihnen ohnehin
zur Seite, nun hörte ich erst vor Kurzem, daß er eine
schwere Operation überstanden, und verstehe nun, warum ich
auf Briefe solange ohne Antwort geblieben bin. Ich selbst
bin Ihnen noch eine Antwort schuldig, die ich nun nicht länger
verzögern möchte, obgleich sie sich vielleicht längst gefunden hat.
Sie haben ja inzwischen so und soviele Dienstagabende in
bester Weise, wie sie Ihnen entspricht, geleitet - Sie brauchen
nur aus den vollen Keltern des Kralikschen Geistes schöpfen,
und dann wird es immer gut, ja am besten sein; im
übrigen fehlt es gewiss nicht an Ratgebern. Schon der
letzte Abend, den wir gemeinsam hatten, zeigte, wie schwer es ist,
es allen recht zu machen, zumal ja die Autorität der Kralik=
schen Persönlichkeit fehlt, die so gern und ohne Schwanken
zustimmte in dem sichern Gefühl, es zu dürfen und im unbedingten
Vertrauen, so dass Widerspruch von vorneherein nicht Raum haben
konnte. Sie, gnädige Frau, müssen es so machen, wie es Ihnen
passt, und wenn unser Meinen noch so gut und gross ist, so
ist es fehl am Ort, wenn es nicht zugleich das Ihrige ist.