Mandl, Richard: Porträt-Postkarte an Karl Weigl. Wien, 10.6.1916
der breiten Unterempfindung die er in mir auslöst.
Nro II steht noch höher u. schlägt üppigste
Töne der Lyrik an, wie ich ähnliche
schon lange nicht u. nirgends gefunden
habe während III wohl als „Wirksam=
keit” - allerdings im besten Sinne des
Wortes, die Krone gebührt! Es ist ein
mitreißendes u. glänzendes Stück, ohne
jeden verstimmenden Ausblick auf den
gewollten Effekt, den ich so hasse! Das
muß wirken, weil die Wirkung eben
ungewollt vom Autor mit dem Einfalle
zur Welt gekommen u. durch keinerlei
Aeußerlichkeit stimuliert wird! Vom
technisch-orchestralen Standpunkte aus
(den ich übrigens auch nicht vom rein musikalischen zu trennen
vermag) wird Alles brillant klingen - (meiner Vorstellung
entsprechend allerdings nur - ob auch der Ihrigen, vermag ich
natürlich nicht zu sagen) weil es eben so komponiert ist
u. die Orchesterbehandlung aus innerem Zwange, als Aus=
drucksmittel dient. Sonst hätten Sie ja instrumentierte Klavier=
lieder u. nicht Orchesterlieder geschaffen! Ubrigens höre ich an keiner
Stelle einen verkappten Klaviersatz! Dienstag erhalten Sie den Band an
angegebenen Adresse. Für heute nochmals schönsten Pfingstgruß - durch Ihre Lieder ver-
[anlaßt].
[Am linken Rand: Herzlichst, Ihr Ihnen aufrichtig
zugetaner Richard Mandl