Z.Zt. Ostseebad Wustrow (Mecklenburg).
„Margaretenhof“. 1.5.26.
Sehr geehrter Herr Professor !
Frau Lilli Lehmann, die alte Freundin meines verstorbenen Va=
ters, des Wagnersängers Albert Niemann, sandte mir vor eini=
ger Zeit mit mehreren anderen Büchern auch die Sammlung
Ihrer Aufsätze „Kunst und Künstler“, und zwar ohne weitere
Erklärungen. Da ich leider nie längere Zeit in Wien war, war
mir Ihr Name auch noch nicht vertraut und es verging
geraume Zeit, bis ich das Buch zur Hand nahm. Kaum
hatte ich es angefangen, so wuchsen indes mein Staunen
und meine Freude von Tag zu Tag, denn was ich darin
fand, war etwas in unserer Zeit ganz Ungewöhnliches:
ein unparteiisches, klares, auf einfachen gesunden Grund=
sätzen beruhendes, durch einen scharf und tiefblickenden
Verstand allenthalben gestütztes, mutiges Urteil über
alle Zeitfragen der Kunst, ja, im Grunde auch über
alle deren Ewigkeitsfragen. In dem Wust der Kunstpubli=
kationen, die man um ihres leeren Schalles willen gar
nicht mehr lesen mag, mutete mich dieses Buch an
wie ein Trunk frischen Wassers und meine Freude war
so gross, dass ich beschloss, Ihnen kurzer Hand Mitteilung
davon zu machen, und mir zu diesem Zweck von
Lilli Lehmann Ihre Adresse verschaffte. - Meine Bestre=
„Margaretenhof“. 1.5.26.
Sehr geehrter Herr Professor !
Frau Lilli Lehmann, die alte Freundin meines verstorbenen Va=
ters, des Wagnersängers Albert Niemann, sandte mir vor eini=
ger Zeit mit mehreren anderen Büchern auch die Sammlung
Ihrer Aufsätze „Kunst und Künstler“, und zwar ohne weitere
Erklärungen. Da ich leider nie längere Zeit in Wien war, war
mir Ihr Name auch noch nicht vertraut und es verging
geraume Zeit, bis ich das Buch zur Hand nahm. Kaum
hatte ich es angefangen, so wuchsen indes mein Staunen
und meine Freude von Tag zu Tag, denn was ich darin
fand, war etwas in unserer Zeit ganz Ungewöhnliches:
ein unparteiisches, klares, auf einfachen gesunden Grund=
sätzen beruhendes, durch einen scharf und tiefblickenden
Verstand allenthalben gestütztes, mutiges Urteil über
alle Zeitfragen der Kunst, ja, im Grunde auch über
alle deren Ewigkeitsfragen. In dem Wust der Kunstpubli=
kationen, die man um ihres leeren Schalles willen gar
nicht mehr lesen mag, mutete mich dieses Buch an
wie ein Trunk frischen Wassers und meine Freude war
so gross, dass ich beschloss, Ihnen kurzer Hand Mitteilung
davon zu machen, und mir zu diesem Zweck von
Lilli Lehmann Ihre Adresse verschaffte. - Meine Bestre=