Niese, Hansi: Brief an Gustav Tellheim. o.O., 11.8.1920
11. VIII. 20.
Lieber Herr Tellheim!
In Ihrem lieben Brief ist mir etwas un=
klar! Erwarteten Sie von mir ein Lebens=
zeichen oder von meiner Tochter - oder von
uns Beiden? Hansi hat Ihnen einmal
eine Karte geschrieben die Sie offenbar
nicht bekommen haben und ich hab mir
gedacht - Sie können sich auch ohne
Aufforderung rühren - wo Sie doch
wissen dass ich mich freue von Ihnen
zu hören! Ihr „Geburtstagswunsch“ ist
sehr schmerzlos - er ist schon erfüllt!
Kommen Sie so oft Sie wollen in die
Jörgerstreet - Sie sind immer willkommen
Lange Redensarten mach ich nicht -
denn bei Ihrem Verfolgungswahn glau=
ben Sie mir ja doch nur die Hälfte! -
Also die „Rolandbühne“ ist verpachtet!
Man hat mir davon erzählt, aber ich
wollt' es nicht glauben! So ein blühendes
Geschäft! Jedesfalls fühlt sich Dir. Roland
gesundheitlich nicht so fest diese gan[zen]
Strapazzen auf sich zu nehmen! Wer weiss
wie klug es von ihm war - rechtzeitig
gegangen zu sein! Diese Kosten sind ja
unwahrscheinlich! Unerschwinglich!