Pachinger, Anton Maximilian: Brief an Gustav Gugitz. München, 24.5.1916
Mchn. 24. V. 16.
Lieber Freund Gugitz! Na so lebt doch der Eine noch, dachte
ich, wie heute Ihr Brieflein kam! Sie haben sich fast ½ Jahr lang
jetzt ausgeschwiegen und öfters schon sprach ich mit Mitzl, was nur
los sein möchte, dass Sie ganz still geworden sind. Wir dachten
schon, dass Sie auch dem Vaterlande frohnten und Ihre Lende mit
dem Kriegsbeil geschmückt hätten. Hier ist alles, was noch mobil,
jetzt Soldat und trägt mehr oder minder freudig sein graues
Gwanderl. - Ein Brief von Ihnen ist immer ein Festtag für mich
und so wird Ihr interessanter Schreibebrief noch einige Male
durchstudiert werden, ehe er in die grüne Mappe fällt.
Dass mein armer lieber Wünsch tod ist, thut mir sehr weh. Hat
uns doch durch fast 25 Jahre aufrichtige Freundschaft verbunden
viele schöne Stunden haben wir früher, besonders zur Zeit, wie
ich am Museum in Wien war, miteinander verlebt. Einer nach
dem andern geht und man fühlt sich zum Schluße recht über=
flüssig auf dieser Welt des boshaften Verneinens.
In kaum 5 Monaten sind 7 meiner lieben, alten Freunde ge=
storben (2 davon gefallen) und grade Menschen, deren Fehlen
einen empfindlich trifft. - Was nun das Sammeln anbelangt,
um auf ein erfreulicheres Thema zu kommen, so kann man
sich hier wirklich nicht beklagen. Die Auktionen erzielen Rekord=
preise, die Dult wurde gradezu gestürmt und von Katalogen
liegt ein ganzer Pack auf dem Bücherstellen. Wie ich von
meinen Sammelfreunden, deren Spezifika Bücher sind, höre,
wie Dr Wolfskehl, v. Maassen, Dr Monheimer etc, so geht da
auch viel los und einer macht dem anderen den Mund
wässerig mit den gehobenen Schätzen.