Gries b. Bozen
8. 1. 1915.
Liebes verehrtes Fräulein:
Es gibt einige Menschen auf der Er=
de, denen ich es früher oder später ein=
mal sagen muß, daß ich sie sehr lieb
habe und mich mit ihnen freue und
mit ihnen leide. Als ich in Wien war,
von Ihrem Erkranktsein hörte, fühlte
ich es in meiner Nacht und Einsam=
keit auf einmal sehr stark und tief
daß Sie einer jener wenigen Men=
schen sind an die ich mich ganz hin=
schenken könnte. Warum ich Ihnen
dieses Bekenntnis schreibe? Damit Sie
wissen, daß Sie einen Freund haben
der da wird sein, wenn Sie seine Hilfe
benötigen. Und das zu wissen ist gut.
Ich habe dies nie so stark empfunden,
wie in dieser Zeit, wo alles über
mich eingestürzt ist und ich ärmer,