Poller, Alphons: Brief an Karl Wache. o.O., 13.7.1926
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jetzt entfallen ist), zwei Tage lang bei einem gewissen Eisenmenger
aufgehalten, dieser habe ihm von einem geplanten Fehmeattentat
völkischer Kreise gegen mich ausführlich Mitteilung gemacht.
Eisenmenger wäre selbst daran beteiligt gewesen, sei aber jetzt
von Reue ergriffen und wäre bereit, gegen Bezahlung seine Geheim=
nisse preiszugeben. Über diese Eisenmenger-Affäre habe ich, glaube ich,
mit Dir mündlich gesprochen. Strindberg wollte von mir nun weiteres
Material über diese Fehmeangelegenheit;natürlich konnte ich ihm
[k]eines geben, da ich selbst darüber nichts wusste. Er las mir
eine Unzahl von Namen vor, die er schon ausbaldowert hatte. Mir
waren aber höchstens 5% davon bekannt.und die hatten mit irgend einer
Fehmeaffäre gewiss nicht das geringste zu tun. So nannte er bei=
spielsweise deutschnationale aktive Politiker und Minister. Mir
war die ganze Sache überhaupt recht unangenehm, weil ich natürlich
schon damals ahnte, dass der Mann eine publizistischen Feldzug plane
und diesen Blödsinn in der Öffentlichkeit breittreten möchte. Er kam
dann nochmals wieder und berichtete von allerlei neuen Recherchen,
brachte sogar ein angebliches Todesurteil im Original mit ,das
zweifellos eine ganz lächerliche Fälschung war. Ich nehme an,dass
er für sein Geld düpiert wurde.Wenn ich mich nicht täusche, ging er
mit seinen Dokumenten sogar zur Kriminalpolizei. Da ich knapp vor
der Abreise stand, liess ich mich schliesslich bei weiteren Versuchen
einer Annäherung an mich verleugnen. Ich hatte damals andere Sorgen,
als mir solchen Quatsch anzuhören. Strindberg dagegen wollte sich
offenbar damit seine publizistischen Erstlingssporen verdie nen.
Ich habe natürlich keine Ahnung, was in diesem Buche stehen kann,
vermute aber, dass es viel blühenden Blödsinn enthalten muss und
es sollte mich daher sehr wundern, dass Du mir die Urheberschaft
zutrauen könntest. Ich hoffe, dass Du nun klarer siehst.Solltest
Du mich wirklich als Autor ausgegeben haben, dann würdest Du mich daher
sehr verbinden, wenn Du diese Nachricht nun widerriefest.
Ich habe mit der Sache absolut nichts zu tun.
Vor kurzem habe ich den Sohn des Polizeidirektors, Dr.Bruno
Kurt Schultz, an Dich empfohlen. Es wäre mir sehr angenehm, wenn Du
ihm an die Hand gehen könntest. Ich danke Dir schon jetzt vielmals
dafür.
Mit vielen besten Grüssen, mit herzlichen Wünschen für Deine
Urlaubsreise, mit der Bitte mir die unbeabsichtigte Verzögerung
der Buchangelegenheit nicht zu verübeln, sowie mit aufrichtiger
Beglückwünschung zu Deinen Mitteilungen über Dein jüngstes Schaffen
zeichne ich als
Dein Dir ganz ergebener
Poller
Grüsse von meiner Frau an Dich und Deine werte Familie.